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Neues zur medialen Schlittenprothese

Seit zwanzig Jahren implantieren die Chirurgen der go:h mediale und laterale Schlittenprothesen. Bis heute wird dieses Operationsverfahren kontrovers diskutiert. In den letzten Jahren konnte die Datenbasis für dieses Verfahren aber erweitert werden. Denn in vielen Ländern gibt es landesweite Prothesenregister, wo sämtliche Endoprothesen des Kniegelenks erfasst werden. Sofern Nachoperationen erforderlich werden, sind diese damit immer erfasst. In Skandinavien existieren diese Register bereits 40 Jahre, in England, Australien, Neuseeland 17 Jahre. Damit können Aussagen zum Erfolg und zur Standzeit von Endoprothesen auf Basis von grossen Patientenzahlen (Millionen von Implantaten pro Land) gemacht werden. An dieser Stelle möchten wir Ihnen daher aktuelle Informationen zum Thema Schlittenprothese geben:

Wieviele Patienten benötigen eine Totalprothese und wieviele eine Teilprothese (´Schlitten´)?
Ca. 50% aller Patienten mit Kniearthrose entwickelt eine ´anteromediale Arthrose´. D.h. die Innenseite des Gelenks ist stark geschädigt, die Kreuzbänder, die Aussenseite und die Kniescheibe sind aber noch intakt. Diese Patienten kommen für eine mediale Teilprothese (´Schlitten´) in Frage.

Warum überhaupt Schlittenprothese?
In allen Prothesenregistern sind die subjektiven Ergebnisse der Schlittenprothesen besser als jene der Totalprothese. Diese betrifft die Einschätzung der Patienten für Funktion, Schmerzbefreiung und Aktivität.
Das Risiko, eine schwere Komplikation wie eine Infektion, eine Lungenembolie, einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt zu erleiden, ist bei Schlittenprothesen 2 bis 3 mal geringer als bei Totalendoprothesen. Dies zeigte sich in zwei Untersuchungen, welche über 100.000 Patienten einschlossen.
Die Nachbehandlung und die Zeit wesentlicher Einschränkungen ist bei Schlittenprothesen deutlich kürzer als bei Totalendoprothesen.
In einer kontrollierten randomisierten Studie in England (TOPKAT) mit über 500 Patienten und 5 Jahre Nachbeobachtung konnten diese Differenzen statistisch gesichert werden.

Wie lang halten Schlittenprothesen?
In den Händen von Erfahrenen ergibt die Schlittenprothese sehr gute Langzeitergebnisse. So zeigte eine Nachuntersuchung von über 400 Patienten in Schweden, dass 30 Jahren nach der Implantation 82% der noch lebenden Patienten intakte Implantate aufwiesen. Das heisst, für vier von fünf Patienten ist die Schlittenprothese das definitive Implantat für ihr gesamtes Leben. Auf Basis von 1000 Patienten mit Schlittenprothesen aus Oxford konnte berechnet werden, dass die Risiken für eine Nachoperation über das gesamte Leben nicht höher ist als dies für vergleichbare Patienten mit einer Totalendoprothese gilt. Die Daten aus den Prothesenregistern zeigen allerdings, dass die Erfolgsrate stark mit dem Erfahrungsgrad des Operateurs korreliert ist. Eine Zahl von 25 Operationen pro Jahr hat sich als Minimum erwiesen. Wenn also eine höhere Versagensrate für Schlittenprothesen diskutiert wird, so hängt diese meist mit der korrekten Indikationsstellung und der Expertise des Operateurs zusammen, nicht mit dem Prinzip der Schlittenprothese selbst.

Kann die Arthrose in meinem Kniegelenk trotz Schlittenprothese fortschreiten?
Bei der medialen Schlittenprothese bleibt die Aussenseite des Gelenks und die Kniescheibe mit ihrer Gleitrinne erhalten. Prinzipiell könnte sich in diesen Abschnitten ebenfalls eine Arthrose entwickeln. Nun wird ein Grossteil der Körperlast immer über die Innenseite des Kniegelenks übertragen. D.h. die Wahrscheinlichkeit, dass sich aussen und hinter der Kniescheibe eine Arthrose entwickelt, ist sehr begrenzt. Statistisch kommt es auf 100 Patienten in 20 Jahren einmal zur Ausbildung einer aussenseitigen Arthrose, wesentliche Sekundärschäden hinter der Kniescheibe sind nur in Einzelfällen beschrieben. Es ist durchaus möglich, zusätzlich zu einer medialen Schlittenprothese eine aussenseitige Teilprothese oder einen Gleitflächenersatz des Kniescheibenlagers zu implantieren. Alternativ kann die Schlittenprothese auch zu einer Totalendoprothese umgewandelt werden. Bei den von uns verwendeten Implantaten wird nur eine minimale Menge Knochen entfernt, so dass nach Entfernung problemlos eine normale Totalendoprothese eingebaut werden kann.

(zusammengestellt von Prof. Philipp Lobenhoffer, go:h)